"Du und i – Woidminga schaut hi"
Projekt von Bundespolizei und Schulen – Bei Theateraufführung Zivilcourage vermittelt
In schwierigen, manchmal auch gefährlichen Situationen nicht wegschauen, sondern den Mut haben, zu handeln. – Das ist Zivilcourage. Wie das geht, ohne sich dabei selbst in Gefahr zu bringen, das haben über 600 Waldmünchner Schüler am Dienstagvormittag auf der Freilichtbühne erfahren, bei der Theateraufführung „Du und i – Woidminga schaut hi“. Diese war zugleich der Abschluss des gemeinsamen Zivilcourage-Projekts von Grundschule, Mittelschule, Realschule und der Bundespolizeiinspektion Waldmünchen, das im Juni 2023 gestartet war. Den Mut und Willen zu haben, selber aktiv zu handeln, wenn es darauf ankommt, dazu forderte Polizeioberrat Martin Ebenschwanger, der Leiter der Bundespolizeiinspektion Waldmünchen, auf. Genau das sei Zivilcourage: „Sie gibt uns Sicherheit und macht uns gemeinsam stark“. Er warnte allerdings davor, „den Helden zu spielen“ und sich selbst in Gefahr zu bringen. Um in schwierigen Situationen zu wissen, was richtig und was falsch ist, brauche es einen moralischen Kompass. In dem mitreißenden Stück, an dem die Schüler mit großer Freude und Herzblut gearbeitet hätten, gehe um Zivilcourage in all ihren Facetten. Szenen wie in dem Schauspiel könnten jederzeit auch im Alltag passieren, sagte Ebenschwanger. Das Stück sei Inspiration und rege zum Nachdenken an.
Eine Teamarbeit
Bürgermeister Markus Ackermann, der Schirmherr des Projekts, stellte vor allem die Teamarbeit heraus. Dass drei Schulen und die Bundespolizei gemeinsam an einem Projekt arbeiten, habe es in Waldmünchen so noch nicht gegeben. Dieser „Mannschaftsgeist“ sei es, der die Stadt ausmacht. Die Bundespolizei halte Kontakt zu allen drei Schulen und begegne der Jugend mit ihren Anliegen. Zivilcourage sei ein wichtiger Baustein im gesellschaftlichen Miteinander und es brauche Regeln. Jeder Einzelne stehe in der Verantwortung, müsse sich auch mal zusammenreißen, aber auch bei Fehlentwicklungen einschreiten. Genau das, eben die Botschaften der Zivilcourage, würden in dem Theaterstück vermittelt. Neben den Schülern hatten sich zu der Aufführung auch zahlreiche Ehrengäste von Schule, Polizei und Politik sowie Vertreter der Sponsoren von Sparkasse und Landratsamt eingefunden. Sie alle hieß Karin Buchinger, die Leiterin der Grundschule, auch im Namen ihrer Schulleiterkollegen Michael Aumann (Mittelschule) und Josef Mühlbauer (Realschule) willkommen. „Ein wunderbares Meisterwerk“, meinte Buchinger mit Blick auf das Theaterstück in bayerischer Mundart, das am Waldmünchener Bahnhof spielt: Eine Gruppe von Rabauken kommt ins Spiel und bedrängt Reisende.
Applaus und Geschenke
Im Zentrum der Handlung standen die sechs Regeln zur Zivilcourage: Hilf, aber bring dich nicht in Gefahr; ruf die Polizei unter 110; bitte andere um Mithilfe; präg dir Tätermerkmale ein; kümmere dich um Opfer und sag als Zeuge aus. Für ihre Darbietungen bekamen die jungen Akteure nicht nur viel Applaus, sondern auch Eintrittsgutscheine ins AquaFit. Auch für den Schirmherrn, den Vorsitzenden des Trenckvereins Martin Frank und alle, die in irgendeiner Weise am Projekt beteiligt waren, gab es Geschenke als Dankeschön. In der Pause sorgte der Elternbeirat der Grundschule für die Bewirtung der Gäste. Danach übernahm das Bundespolizeiorchester München unter der Leitung von Philipp Armbruster und setzte mit einem beeindruckenden Konzert den musikalischen Schlusspunkt.
Das Zivilcourage-Projekt
Nach dem Projektstart im Juni 2023 fand im Februar 2024 zunächst ein theoretischer Unterricht zum Thema Zivilcourage mit dem Präventionsbeamten der Bundespolizeiinspektion, Dominic Kornemann-Bernstein, statt. Das theoretisch Erlernte kam einige Tage später in einem Praxistraining mit den Polizeitrainern Dieter Marschalt und Alois Koller zur Anwendung. In verschiedenen Situationstrainings übten die Schüler die Anwendung der Verhaltensregeln, um zukünftig Gefahren- und Gewaltsituationen rechtzeitig erkennen und Zivilcourage zeigen zu können. Autorin und Regisseurin des Stücks ist Realschullehrerin Katharina Ernst. Zusammen mit Mittelschullehrerin Bianca Scheininger-Nothaft probte sie seit Februar einmal wöchentlich mit den 38 Schülern, von denen einige durch das Trenckspiel bereits Bühnenerfahrung mitbrachten. Die Rollen der „Bundespolizisten“ in dem Schauspiel übernahmen drei Beamte der Bundespolizeiinspektion Waldmünchen: Dieter Marschalt, Stefan Schichtl und Carsten Konering. Für die Organisation war Sylvia Hieninger von der Bundespolizei zuständig. Die Stadt Waldmünchen stellte für die Aufführung Teile des Bühnenbildes von „Monsieur Chateaubriands letzte Reise“ zur Verfügung. Für die Kulisse zeichnete Anja Heidinger von der Mittelschule verantwortlich; sie organisierte den Kiosk-Wagen der Familie Hausladen vom Wirnetshof. Das Kiosk-Schild und die Theke gestaltete der Realschüler Leo Gschwendtner. Um die Technik kümmerte sich Alfons Gruber. Bei den Vorbereitungen stand auch der Verein Trenckfestspiele Waldmünchen mit Vorsitzendem Martin Frank beratend zur Seite. Schirmherr des Projektes ist Bürgermeister Markus Ackermann, Ehrenschirmher Landrat Franz Löffler.
Die Schulleiter Karin Buchinger, Michael Aumann und Josef Mühlbauer mit Bundespolizeichef Martin Ebenschwanger und Projektmanagerin Sylvia Hieninger hießen zum Abschluss des Zivilcourage-Projekts willkommen (von links)
Niemand nimmt von ihnen Notiz; die beiden Sprayer können ungehindert ihr Unwesen treiben.
Sie schauen hin, als ein Mädchen von den Rabauken bedrängt wird.
Im Anschluss an die Theateraufführung gab das Bundespolizeiorchester München unter der Leitung von Philipp Armbruster ein beeindruckendes Konzert.
Über 600 Schüler der drei Waldmünchner Schulen sowie zahlreiche Ehrengäste hatten sich am Dienstag zur Theateraufführung auf der Kultur- und Festspieltribüne eingefunden.
Autorin und Regisseurin Katharina Ernst (links) wurde bei den Proben mit den Schülern von Bianca Scheininger-Nothaft unterstützt.
Text und Fotos aus Chamer Zeitung